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Systemlieferant: Definition & die Bedeutung für Original Equipment Manufacturer

Systemlieferanten entwickeln und produzieren vollständige Systeme für Orignial Equipment Manufacturer. Das Outsourcing der OEMs von Entwicklung, Produktion und Know-How an Systemlieferanten ermöglicht signifikante Kosteneinsparungen und unterstützt die Wettbewerbsfähigkeit. Zwar gibt es Nachteile, aufgrund von Abhängigkeiten, dennoch basiert der Erfolg von OEMs maßgeblich auf langfristigen, partnerschaftlichen Beziehungen und klaren vertraglichen Rahmenbedingungen. Für zukunftsorientierte Unternehmen wird die Integration von Systemlieferanten zunehmend zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor.

Systemlieferant: Der Lieferant für komplexe Baugruppen oder Systeme an OEMs

Ein Systemlieferant (Tier-1-Lieferant) produziert und liefert nicht nur einzelne Produkte oder Komponenten, sondern komplette Systeme oder Baugruppen an Original Equipment Manufacturer (OEMs). Ein Systemlieferant bezieht seine benötigten Materialien und Teile bei Tier-2-Lieferanten und produziert aus denen ein vollständiges Bauteil, z.B. liefert ein Systemlieferant ein vollständiges Getriebe oder Sitzsystem an einen Automobilhersteller (der OEM, in diesem Beispiel). Diese Bauteile sind komplexer als die Teile von Tier-2 oder Tier-3-Lieferanten, wodurch hohe Anforderungen an Qualität, Integration und Innovation bestehen.

Inhalt

Systemlieferant unter OEMs in der Zulieferpyramide an Nummer 2:

Original Equipment Manufacturer (OEMs) stehen oft mit Konkurrenten in einem Preiswettbewerb, was einen großen Kostendruck in der Produktion verursacht. Um im Einkauf und der Produktion Kosten zu reduzieren, werden verstärkt auf Systemlieferanten gesetzt, welche die Entwicklung, Fertigung und Lieferung sämtlicher Produktionsschritte abdecken können. Systemlieferanten liefern komplette Systeme an OEMs, was mit einer höheren Komplexität, sowie höheren Anforderungen an Qualität, Integration und Innovation einhergeht.

Systemlieferanten stehen damit hinter OEMs an zweiter Stelle in der Zuliefererpyramide, welche symbolisch die Supply Chain darstellt. Darunter folgen die Lieferanten für Einzelkomponenten und letztlich die Lieferanten für Einzelteile. Diese Darstellung schließt nicht aus, dass OEMs oder Systemlieferanten sich nicht bei Tier-3-Lieferanten bedienen. Diese Darstellung, sowie die bedeuntende Rolle von Systemlieferanten, sind besonders in der Automobilbranche wiederzufinden. Die Systemlieferanten übernehmen viel Entwicklungsarbeit in der Automobilindustrie, wodurch sie zu Kostenreduzierungen und der Wettbewerbsfähigkeit beitragen.

Hohe Anforderungen an einen Systemlieferanten:

Während für die OEMs besonders Kostenvorteile im Vordergrund stehen, begeben sie sich auch in ein Abhängigkeitsverhältnis mit dem Systemlieferanten. Es besteht nicht nur eine Abhängigkeit von fristgerechten Lieferungen, sondern auch von Qualität, Innovation, und externen Know-How. Insbesondere wird dies verstärkt durch die starke Integration des Produktes des Systemlieferantens mit dem OEM-Gerät und den damit verbundenen Rüstkosten.

Anforderungen an Systemlieferanten:

  • Flexibilität: Systemlieferanten müssen schnell und flexibel auf Änderungen in der Produktion des OEM reagieren können.
  • Qualität: Hohe Qualität ist essentiell für den OEM, um selber ein Produkt mit hoher Qualität sicherzustellen.
  • Zuverlässigkeit: Ein Systemlieferant muss nicht nur qualitativ, sondern auch zeitlich und quantitativ zuverlässig sein, damit die Produktionszeit des OEM nicht verschlechtert.
  • Innovation: Damit das Produkt des OEM innovativ bleibt und mit der Zeit geht, muss auch der Systemlieferant seine Teile weiterentwickeln.
  • Digitalisierung: Systemlieferanten müssen sich Trends anpassen, indem sie ihre Produktion und Lieferung digitalisieren und automatisieren, um optimal mit OEMs zusammenzuarbeiten.

Vorteile von Systemlieferanten gegenüber Teillieferanten:

  • Kostenvorteile: Die Auslagerung der Fertigungskompetenzen ermöglicht Kosteneinsparungen für OEMs.
  • Risikominimierung: Systemlieferanten können Lieferanten- und Qualitätsrisiken verringerung
  • Entlastung: Kernbereiche der Produktion des OEM werden entlastet.
  • Flexibilität: Der OEM kann flexibel neue Komponenten bzw. Ersatzteile anfordern.
  • Entwicklung: Durch getrennte Entwicklung und Kompetenzen können Markteinführungszeiten neuer Produkte reduziert werden.

Bedeutung für den Einkauf

Für die Strategische Partnerschaft spielt der Systemlieferant eine entscheidende Rolle bei der Optimierung von Beschaffungsprozessen. Durch die Bündelung von Leistungen bei einem Anbieter können Kosten gesenkt und Effizienzen gesteigert werden. Zudem profitiert der Einkauf von der Expertise des Systemlieferanten, was zu einer höheren Produktqualität und Innovationskraft führt. Langfristige Partnerschaften ermöglichen eine bessere Planbarkeit und reduzieren Risikomanagement in der Lieferkette.

Gleichzeitig muss der Einkauf zusammen mit der Produktion die Vorteile abwiegen gegenüber den Abhängigkeitsnachteilen. Man ist von der Qualität, Zuverlässigkeit, Innovation und dem externen Know-How des Systemlieferanten als OEM abhängig.

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Systemlieferant: Vom Teilelieferant zum Systempartner

Der Übergang vom klassischen Teilelieferanten zum modernen Systemlieferanten markiert einen entscheidenden Wandel in der Beschaffungsstrategien vieler Unternehmen. Basierend auf dem theoretischen Fundament des Systemlieferanten übernimmt dieser nicht nur die Lieferung von Einzelkomponenten, sondern bietet komplette Systeme und Lösungen an. Dies ist in der Praxis von großer Bedeutung, da es die Komplexität in der Lieferkette reduziert und zu effizienteren Prozessen führt. Die Notwendigkeit dieser Transformation ergibt sich aus dem steigenden Wettbewerbsdruck und der Forderung nach schnelleren Innovationszyklen.

Traditioneller Ansatz: Teilelieferant

In der traditionellen Beschaffung arbeiteten Unternehmen mit einer Vielzahl von Teilelieferanten zusammen, die jeweils für die Lieferung spezifischer Komponenten zuständig waren. Dieser Ansatz erforderte einen hohen Koordinationsaufwand seitens des Einkaufs, da jedes Teil einzeln bestellt, geprüft und gelagert werden musste. Zudem war die Verantwortung für die Integration der Teile ins Endprodukt beim Hersteller selbst angesiedelt. Die Hauptwerkzeuge waren klassische Bestellsysteme und umfangreiche Qualitätsprüfung bei jeder Lieferung. Die Herausforderung bestand darin, Liefertermine zu harmonisieren, Qualitätsschwankungen zu managen und hohe Lagerbestände zu vermeiden.

Neu: Systemlieferant

Der moderne Ansatz setzt auf die Zusammenarbeit mit Systemlieferanten, die komplette Baugruppen oder Systeme liefern. Diese übernehmen neben der Produktion auch Entwicklungsaufgaben und integrieren verschiedene Komponenten zu einer funktionsfähigen Einheit. Innovationssprünge wie die Digitalisierung der Lieferkette, Just-in-Time-Lieferungen und eng verzahnte Entwicklungsprozesse charakterisieren diesen Ansatz. Praktische Vorteile sind reduzierte Lieferantenzahl, geringerer Koordinationsaufwand und beschleunigte Entwicklungszyklen. Durch die Verlagerung von Verantwortlichkeiten auf den Systemlieferanten können Unternehmen flexibler agieren und sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren.

Praxisbeispiel: Automobilindustrie

Ein führender europäischer Automobilhersteller startete 2023 die strategische Umstellung von Einzelteil- auf Systemlieferanten für seine Cockpit-Produktion, die jährlich 800.000 Einheiten umfasst. Zuvor wurden 24 verschiedene Komponenten von 18 Tier-2 und Tier-3 Lieferanten bezogen, was einen erheblichen Koordinationsaufwand mit Jahreskosten von 2,8 Millionen Euro für das Lieferantenmanagement verursachte.

Die Umstellung auf zwei Systemlieferanten zeigte unmittelbare Wirkung: Die Koordinationskosten sanken um 75% auf 700.000 Euro jährlich, da die Systemlieferanten die Integration und Qualitätssicherung der Einzelkomponenten übernahmen. Die Montagezeit pro Cockpit reduzierte sich von 95 auf 48 Minuten, weil nun vorgeprüfte Systeme statt Einzelteile verbaut wurden. Bei 800.000 Einheiten bedeutete dies eine Einsparung von 627.000 Arbeitsstunden in der Montage.

Besonders wertvoll erwies sich die frühe Einbindung der Systemlieferanten in den Entwicklungsprozess: Die Zeit von der ersten Konzeptphase bis zur Serienreife eines neuen Cockpit-Designs verkürzte sich von 36 auf 24 Monate. Die Anzahl der Änderungsschleifen in der Entwicklung sank um 60%, da die Systemlieferanten ihre Expertise bereits in der Konzeptphase einbrachten. Die Just-in-Sequence-Lieferung reduzierte die Lagerbestände um 85%, was Kosteneinsparungen von 4,2 Millionen Euro pro Jahr ermöglichte.

Die Systemlieferanten profitierten ebenfalls deutlich: Ihr Umsatz pro Cockpit stieg um 140%, während sich ihre Gewinnmarge durch Skaleneffekte und optimierte Prozesse von 6% auf 9% erhöhte. Die längerfristigen Entwicklungspartnerschaften ermöglichten höhere Investitionen in Innovation und Automatisierung. Die ehemaligen Tier-2 und Tier-3 Lieferanten wurden teilweise als Unterlieferanten in das neue System integriert, wobei die Systemlieferanten das Qualitäts- und Logistikmanagement übernahmen, was die Gesamteffizienz der Lieferkette deutlich verbesserte.

Fazit: Strategische Vorteile durch Systemlieferanten

Die Zusammenarbeit mit Systemlieferanten bietet Unternehmen erhebliche Vorteile durch reduzierte Komplexität, optimierte Prozesse und gesteigerte Effizienz. Trotz möglicher Abhängigkeitsrisiken überwiegen die strategischen Vorteile wie Kosteneinsparungen, Qualitätsverbesserungen und Innovationspotenziale. Der Erfolg basiert dabei maßgeblich auf einer langfristigen, partnerschaftlichen Beziehung und klaren vertraglichen Rahmenbedingungen. Für zukunftsorientierte Unternehmen wird die Integration von Systemlieferanten zunehmend zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor.

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