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Strategisches Warengruppenmanagement - Datenbasiert Kosten senken und Lieferrisiken minimieren
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Lieferantenmanagement: Strategischer Erfolgsfaktor in der modernen Beschaffung

In einer Welt zunehmender Auslagerung von Wertschöpfungsaktivitäten ist ein systematisches Lieferantenmanagement der Schlüssel zu Wettbewerbsvorteilen, Risikominimierung und langfristigen Innovationspartnerschaften – besonders in Branchen wie dem Automobilbau, wo der Fremdleistungsanteil mittlerweile bei über 70 Prozent liegt.

Was ist Lieferantenmanagement?

Lieferantenmanagement bezeichnet die systematische Planung, Steuerung und Entwicklung der Geschäftsbeziehungen eines Unternehmens zu seinen Lieferanten. Es umfasst alle strukturierten Prozesse zur Auswahl, Bewertung, Entwicklung und Integration von Lieferanten mit dem Ziel, Qualität, Verfügbarkeit und Kosten der zu beschaffenden Güter und Dienstleistungen zu optimieren. Diese Prozesse tragen maßgeblich dazu bei, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, Risiken zu reduzieren und strategische Partnerschaften zu fördern, die Innovationen vorantreiben können.

Inhalt

Die strategische Bedeutung des Lieferantenmanagements

Die zunehmende Konzentration von Unternehmen auf ihre Kernkompetenzen führt zwangsläufig zu einer Verlagerung großer Teile der Wertschöpfungskette auf externe Partner. Dieser Trend ist besonders ausgeprägt in Branchen mit hohem Fremdleistungsanteil, wo die systematische Steuerung der Lieferantenbeziehungen einen entscheidenden Wettbewerbsfaktor darstellt. Ein professionelles Lieferantenmanagement wirkt sich direkt auf die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens aus, da es die Effizienz der gesamten Beschaffungskette verbessert und gleichzeitig Risiken minimiert.

Interessanterweise zeigen Untersuchungen der Unternehmensberatung Roland Berger & Partner, dass in vielen Unternehmen eine Diskrepanz zwischen der erkannten Bedeutung des Lieferantenmanagements und seiner tatsächlichen Implementierung besteht. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, das Thema nicht nur theoretisch zu erfassen, sondern auch konsequent in der Praxis umzusetzen.

Der Prozess des Lieferantenmanagements

Ein strukturiertes Lieferantenmanagement umfasst mehrere ineinandergreifende Phasen, die gemeinsam einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess bilden. Der gesamte Prozess lässt sich in folgende Kernschritte unterteilen:

1. Lieferantenidentifikation und -auswahl:

Der erste Schritt im Lieferantenmanagement besteht in der systematischen Identifikation potenzieller Lieferanten und deren strategischer Auswahl. Hierbei werden umfassende Marktanalysen durchgeführt, um Lieferanten zu identifizieren, die den Anforderungen des Unternehmens entsprechen können. Die Auswahl erfolgt anhand vorab definierter Kriterien, die sich aus der Beschaffungsstrategie und den spezifischen Anforderungen an die zu beschaffenden Güter oder Dienstleistungen ableiten.

2. Lieferantenbewertung

Die Lieferantenbewertung stellt einen zentralen Baustein des Lieferantenmanagements dar. Sie dient der systematischen Erfassung und Beurteilung der Leistungsfähigkeit von Lieferanten anhand einheitlicher Kriterien. Typische Bewertungskategorien umfassen:

  • Einkaufskriterien: Die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit erfolgt anhand von Faktoren wie Einkaufspreis, Zahlungsbedingungen, Preistransparenz und Kostenoptimierungspotenziale.
  • Qualitätskriterien: Hierzu zählen Zertifizierungen (wie ISO 9001), etablierte Qualitätsmanagementsysteme, Reklamationsquoten und PPM-Raten (Parts Per Million), die angeben, wie viele Teile pro Million gelieferter Einheiten fehlerhaft waren.
  • Logistikkriterien:Diese bewerten die Zuverlässigkeit im Bestellprozess und umfassen Aspekte wie Termin- und Mengentreue sowie die Effizienz der Lagerwirtschaft und Bestellsysteme.
  • Entwicklungskriterien: Sie beurteilen die Innovationsfähigkeit des Lieferanten, seine Kommunikationsbereitschaft, Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie die Positionierung seiner Technologie im Wettbewerbsvergleich.

Die Gewichtung dieser Kriterien sollte die strategische Bedeutung des jeweiligen Beschaffungsobjekts und die spezifischen Anforderungen des eigenen Unternehmens widerspiegeln.

3. Lieferantenentwicklung

Die Lieferantenentwicklung zielt darauf ab, das Leistungsniveau der Lieferanten kontinuierlich zu verbessern. Hierbei werden gemeinsam mit dem Lieferanten Zielvorgaben und Optimierungsprogramme erarbeitet, um identifizierte Schwachstellen zu beseitigen und das volle Potential der Zusammenarbeit auszuschöpfen. Dieser kooperative Ansatz kann verschiedene Maßnahmen umfassen, wie gemeinsame Workshops, Schulungsprogramme oder den Austausch von Best Practices.

4. Lieferantenintegration

Bei der Lieferantenintegration werden ausgewählte Lieferanten tiefer in die eigenen Geschäftsprozesse eingebunden. Dies kann die Einbeziehung in Produktentwicklungsprojekte, die Übertragung erweiterter Verantwortlichkeiten oder die Prozessintegration umfassen. Ziel ist es, durch eine engere Verzahnung der Wertschöpfungsketten Synergien zu schaffen und die Effizienz der Zusammenarbeit zu steigern.

5. Lieferantencontrolling

Das Lieferantencontrolling dient der kontinuierlichen Überwachung und Steuerung der Lieferantenbeziehungen. Durch regelmäßige Leistungsüberprüfungen werden Schwächen frühzeitig erkannt und Korrekturmaßnahmen eingeleitet. Werden die festgelegten Ziele nicht erreicht, muss der Lieferant seine Unternehmensprozesse optimieren oder es erfolgt eine Trennung, was den Prozess wieder bei der Lieferantenidentifikation beginnen lässt.

Ziele des Lieferantenmanagements

Ein effektives Lieferantenmanagement verfolgt verschiedene strategische und operative Ziele, die in ihrer Gesamtheit zu einer Optimierung der Beschaffungsfunktion beitragen:

  • Minimierung der Beschaffungskosten: Durch systematische Auswahl und Entwicklung von Lieferanten lassen sich Einsparungen bei Transaktions-, Produktions-, Transport- und Lagerkosten realisieren.
  • Erhöhung der Beschaffungseffizienz: Ein strukturiertes Lieferantenmanagement trägt zur Verschlankung und Optimierung der Beschaffungsprozesse bei, was sich in kürzeren Durchlaufzeiten und geringerem Ressourceneinsatz niederschlägt.
  • Langfristige Versorgungssicherheit: Durch den Aufbau stabiler Lieferantenbeziehungen wird die kontinuierliche Verfügbarkeit benötigter Güter und Dienstleistungen sichergestellt.
  • Qualitätsverbesserung: Die konsequente Bewertung und Entwicklung von Lieferanten führt zu einer stetigen Verbesserung der Qualität der bezogenen Leistungen.
  • Förderung von Innovationen: Eine enge Zusammenarbeit mit leistungsstarken Lieferanten kann Innovationen hervorbringen, die beiden Seiten Wettbewerbsvorteile verschaffen.
  • Optimierung der Wertschöpfungskette: Durch die Integration ausgewählter Lieferanten in die eigene Wertschöpfungskette können Schnittstellen reduziert und Prozesse harmonisiert werden, was zu einer Effizienzsteigerung führt.

Leitfaden: Strategisches Lieferantenmanagement für nachhaltige Geschäftsbeziehungen

Praxisbeispiel: Implementierung eines strategischen Lieferantenmanagements in der Automobilindustrie

Ein führender Automobilhersteller stand vor der Herausforderung, seine Wettbewerbsfähigkeit in einem zunehmend preissensitiven Markt zu verbessern. Bei einer Analyse des Beschaffungswesens wurde festgestellt, dass 72% der Wertschöpfung durch externe Lieferanten erbracht wurden, während die internen Beschaffungsprozesse fragmentiert und ineffizient waren.

Der Automobilhersteller implementierte ein umfassendes Lieferantenmanagement-Programm mit folgenden Maßnahmen:

  1. Entwicklung eines mehrdimensionalen Bewertungssystems mit den Kategorien Qualität (40%), Kosten (30%), Liefertreue (20%) und Innovation (10%).
  2. Segmentierung des Lieferantenstamms in vier Kategorien:
    • Strategische Partner (hohe Bedeutung, hohe Leistung)
    • Entwicklungslieferanten (hohe Bedeutung, niedrige Leistung)
    • Basislieferanten (niedrige Bedeutung, hohe Leistung)
    • Sekundärlieferanten (niedrige Bedeutung, niedrige Leistung)
  3. Einführung differenzierter Managementansätze je nach Lieferantenkategorie:
    • Für strategische Partner: Gemeinsame Innovationsprojekte, frühzeitige Einbindung in die Produktentwicklung, langfristige Rahmenverträge
    • Für Entwicklungslieferanten: Intensives Coaching, gemeinsame Verbesserungsprogramme, regelmäßige Audits
    • Für Basislieferanten: Standardisierte Prozesse, automatisierte Bestellvorgänge
    • Für Sekundärlieferanten: Regelmäßige Marktvergleiche, kurzfristige Verträge
  4. Implementation eines digitalen Supplier-Relationship-Management-Systems zur automatisierten Datenerfassung und -auswertung.

Die Ergebnisse nach zwei Jahren waren beeindruckend: Die Qualitätskennzahlen verbesserten sich um 23%, die Beschaffungskosten sanken um 7,5%, die Liefertreue stieg auf 98,2%, und aus Kooperationen mit strategischen Partnern entstanden 14 patentierte Innovationen. Besonders bemerkenswert war, dass die Anzahl der Lieferanten um 30% reduziert werden konnte, während gleichzeitig die Versorgungssicherheit verbessert wurde.

Dieses Beispiel verdeutlicht, wie ein systematisches Lieferantenmanagement konkrete Wettbewerbsvorteile schaffen kann, indem es die gesamte Beschaffungskette optimiert und strategische Partnerschaften fördert.

Die Rolle der Digitalisierung im Lieferantenmanagement

Die Digitalisierung hat das Lieferantenmanagement grundlegend verändert und bietet enorme Potenziale für eine effizientere und effektivere Gestaltung der Lieferantenbeziehungen. Moderne digitale Lösungen unterstützen alle Phasen des Lieferantenmanagements und ermöglichen eine datengetriebene Entscheidungsfindung.

‍Die Implementierung integrierter E-Procurement-Lösungen und cloudbasierter Supplier-Relationship-Management-Systeme schafft die Voraussetzungen für ein ganzheitliches digitales Lieferantenmanagement. Diese Systeme bieten zahlreiche Vorteile:

  • Erhöhte Transparenz: Digitale Plattformen ermöglichen einen lückenlosen Überblick über alle Beschaffungsvorgänge – vom Anlegen der Bestellung bis zur Rechnungsstellung und Zahlungsabwicklung. Dies reduziert das Risiko von Eingabe- und Übertragungsfehlern und schafft eine solide Datenbasis für fundierte Entscheidungen.
  • Effizienzsteigerung durch Automatisierung: Intelligente Beschaffungsprozesse automatisieren Routineaufgaben und beschleunigen Workflows, was Einkäufern mehr Zeit für strategische Aufgaben wie Lieferantenmanagement und Vertragsverhandlungen verschafft.
  • Datenbasierte Entscheidungen: Durch die systematische Erfassung und Analyse relevanter Daten können im Lieferantenmanagement fundierte, objektive Entscheidungen getroffen werden. Dies ermöglicht eine sachliche Bewertung der Lieferantenleistung und eine gezielte Identifikation von Optimierungspotentialen.
  • Optimiertes Lieferantencontrolling: Digitale Analysetools ermöglichen ein kontinuierliches Monitoring der Lieferantenleistung in Echtzeit. Abweichungen von vereinbarten Leistungsparametern können sofort erkannt und entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden.
  • Verbesserte Kommunikation und Kollaboration: Digitale Plattformen fördern den reibungslosen Informationsaustausch zwischen Abnehmern und Lieferanten. Durch standardisierte Schnittstellen und gemeinsame Datenräume wird die Zusammenarbeit effektiver und transparenter.

Führende Unternehmen haben bereits erkannt, dass die Digitalisierung des Lieferantenmanagements kein optionales Zusatzfeature, sondern eine strategische Notwendigkeit ist. BME-Hauptgeschäftsführer Dr. Silvius Grobosch bestätigt: "Unbestritten gehören E-Lösungen heute zum Arsenal der modernen Einkaufs- und Supply-Chain-Management-Organisation" Gleichzeitig weist er darauf hin, dass der Stand der Implementierung und Nutzung in den Unternehmen noch sehr unterschiedlich ist und vielfach ein Patchwork von Stand-alone-Lösungen dominiert, anstatt einer integrierten Digitalstrategie für Einkauf und Supply Management zu folgen.

Erfolgsfaktoren für ein effektives Lieferantenmanagement

Ein erfolgreiches Lieferantenmanagement basiert auf verschiedenen Schlüsselfaktoren, die in ihrer Gesamtheit die Grundlage für leistungsfähige Lieferantenbeziehungen bilden:

  • Strategische Ausrichtung: Das Lieferantenmanagement muss eng mit der Unternehmensstrategie und den übergeordneten Beschaffungszielen verknüpft sein. Bei der Einführung eines Lieferantenmanagements werden grundlegende Wertevorstellungen festgelegt, die als Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Lieferanten dienen.
  • Systematische Lieferantenbewertung: Ein auf die Belange der einzelnen Unternehmenseinheiten abgestimmtes Lieferantenbewertungssystem ist essentiell für ein objektives und zielgerichtetes Lieferantenmanagement. Die Bewertungskriterien müssen die spezifischen Anforderungen des Unternehmens widerspiegeln und sowohl quantitative als auch qualitative Aspekte berücksichtigen.
  • Kontinuierliche Leistungslückenanalyse: Die regelmäßige Analyse von Leistungslücken in Bereichen wie Produktqualität, Lieferzeit, Kosten und Technologie ermöglicht die gezielte Identifikation von Verbesserungspotentialen.
  • Effektive Kommunikationsstrukturen: Eine offene und konstruktive Kommunikation zwischen Abnehmer und Lieferant bildet die Grundlage für langfristig erfolgreiche Geschäftsbeziehungen. Dies umfasst sowohl regelmäßige persönliche Kontakte als auch digitale Kommunikationskanäle.
  • Integration in Geschäftsprozesse: Die Integration von Lieferanten in zentrale Geschäftsprozesse wie Produktentwicklung, Produktionsplanung und Logistik schafft Synergien und fördert die gemeinsame Wertschöpfung.
  • Professionelles Change Management: Die Implementierung eines systematischen Lieferantenmanagements erfordert oft tiefgreifende Veränderungen in Prozessen, Strukturen und der Unternehmenskultur. Ein professionelles Change Management ist daher unerlässlich, um die notwendige Akzeptanz bei allen Beteiligten zu schaffen.

Fazit und Ausblick

Ein systematisches Lieferantenmanagement ist in der heutigen, von komplexen Lieferketten und steigendem Kostendruck geprägten Geschäftswelt keine Option, sondern eine strategische Notwendigkeit. Es bildet die Grundlage für langfristig erfolgreiche Lieferantenbeziehungen, die einen wesentlichen Beitrag zur Wertschöpfung und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens leisten können. Besonders in Branchen mit hohem Fremdleistungsanteil, wie der Automobilindustrie, kann ein professionelles Lieferantenmanagement den entscheidenden Unterschied ausmachen.

Die Digitalisierung eröffnet dabei neue Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung und Prozessoptimierung im Lieferantenmanagement. Integrierte E-Procurement-Lösungen und cloudbasierte Supplier-Relationship-Management-Systeme schaffen die Voraussetzungen für ein datenbasiertes, transparentes und effizientes Lieferantenmanagement. Unternehmen, die diese Potenziale konsequent nutzen, können signifikante Wettbewerbsvorteile erzielen.

Für Einkaufsleiter und Beschaffungsexperten ergibt sich daraus ein klarer Handlungsauftrag: Investieren Sie in den Aufbau eines systematischen, digitalisierten Lieferantenmanagements, das auf Ihre spezifischen Anforderungen zugeschnitten ist. Entwickeln Sie differenzierte Strategien für unterschiedliche Lieferantensegmente und fördern Sie eine Kultur der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit strategisch wichtigen Lieferanten. Nur so können Sie das volle Potenzial Ihrer Lieferantenbasis ausschöpfen und nachhaltige Wettbewerbsvorteile für Ihr Unternehmen sichern.

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