Ein Kanban-System ist ein Pull-basiertes Steuerungsverfahren für Materialfluss und Produktion, bei dem der tatsächliche Verbrauch von Gütern den Nachschub auslöst. Entwickelt bei Toyota in den 1940er-Jahren, ersetzt es klassische Push-Planung durch eine selbstregulierende Logik: Jeder Entnahmevorgang generiert automatisch einen Nachbestellimpuls, der Lieferanten oder interne Produktionsstufen zur Wiederauffüllung auffordert.
Kernkomponenten sind:
Taiichi Ohno entwickelte Kanban als Antwort auf die Ineffizienzen der Massenproduktion. Während westliche Hersteller auf hohe Losgrößen setzten, priorisierte Toyota die Reduktion der Muda (Verschwendung) durch:
Ein Durchbruch war die Entkopplung von Produktionsstufen durch Kanban-Karten – statt zentraler Planung steuert jede Stufe eigenverantwortlich ihren Output basierend auf dem Verbrauch der nachgelagerten Stufe.
Im Push-System erfolgt die Disposition auf Basis prognostizierter Bedarfe, was zu Überbeständen bei Nachfrageeinbrüchen führt. Kanban invertiert diese Logik:
Push-System Kanban (Pull)
Steuerungsimpuls Prognose Verbrauch
Bestandsniveau Hoch (Puffer) Niedrig
Flexibilität Gering Hoch
Durchlaufzeiten Lang Kurz
Studien zeigen, dass Kanban die Lagerumschlagshäufigkeit um 30-50% steigert bei gleichzeitiger Reduktion von Fehlmengenrisiken um 60%.
Die erfolgreiche Einführung erfordert die Präzisierung von:
1. Losgrößen: Bei 200 Stück/Tag und 3 Tagen Lieferzeit plus 1 Tag Puffer: 200 × (3+1) = 800 Stück
2. Signaltypen:
3. Digitale Kanban-Lösungen: Moderne Systeme ersetzen physische Karten durch:
Ein globaler Zulieferer implementierte ein zweistufiges Kanban für 5.000 C-Teile (Schrauben, Dichtungen):
Ergebnisse nach 12 Monaten:
Traditionelle Kanban-Systeme stoßen bei hoher Variantenvielfalt an Grenzen. E-Kanban-Lösungen adressieren diese durch:
Ein Beispiel ist die KanbanBOX-Plattform, die:
Eine McKinsey-Studie belegt, dass digitale Kanban-Implementierungen folgende Effekte erzielen:
Ein Pionier ist Siemens, welche in der Elektronikfertigung:
Kanban-Systeme sind kein Allheilmittel, aber ein unverzichtbares Instrument für Einkaufsleiter, die:
Konkrete Schritte zur Implementierung:
Wie das Beispiel des Automobilzulieferers zeigt, sind Einsparungen von 20-30% der Beschaffungskosten realistisch – vorausgesetzt, das System wird als strategisches Führungsinstrument begriffen, nicht als operative Quick-Fix-Lösung. In Zeiten volatiler Märkte wird Kanban damit zur Überlebensstrategie für produzierende Unternehmen.