Das Lieferkettengesetz verpflichtet Unternehmen zur Einhaltung menschenrechtlicher und umweltbezogener Sorgfaltspflichten entlang ihrer gesamten Lieferkette. Für den Einkauf bedeutet dies die systematische Überprüfung und Dokumentation von Lieferanten sowie die Implementierung von Risikomanagement-Prozessen zur Vermeidung von Verstößen.
Beispiel: Ein deutsches Unternehmen mit 3.500 Mitarbeitern muss seit 2024 nachweisen, dass seine 250 direkten Zulieferer keine Kinderarbeit einsetzen, Mindestlöhne zahlen und Umweltstandards einhalten, wobei Verstöße mit Bußgeldern von bis zu 2% des weltweiten Jahresumsatzes geahndet werden können.
Das Lieferkettengesetz, offiziell als Gesetz über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten bekannt, ist ein deutsches Bundesgesetz, das 2021 verabschiedet wurde. Es verpflichtet Unternehmen, Menschenrechtsverletzungen und Umweltverstöße entlang ihrer gesamten Lieferkette zu verhindern. Ziel ist es, globale Standards zu stärken und Unternehmen dazu anzuhalten, Verantwortung für die Auswirkungen ihrer weltweiten Geschäftstätigkeit zu übernehmen.
Sorgfaltspflichten: Unternehmen müssen Risiken in ihrer Lieferkette identifizieren, bewerten und geeignete Maßnahmen ergreifen.
Für den Einkauf bringt das Lieferkettengesetz erhebliche Auswirkungen mit sich. Einkäufer müssen sicherstellen, dass Lieferantenmanagement und Subunternehmer die gesetzlichen Vorgaben einhalten. Dies erfordert eine intensivere Lieferantenauswahl und -überwachung sowie die Integration von Nachhaltigkeitskriterien in Beschaffungsprozesse. Durch proaktives Risikomanagement kann der Einkauf dazu beitragen, rechtliche Risiken zu minimieren und die Reputation des Unternehmens zu schützen.
Nachhaltige Beschaffung: Integration von Sozial- und Umweltstandards in Einkaufsrichtlinien.
Das Lieferkettengesetz fordert Unternehmen dazu auf, ihre Verantwortung entlang der gesamten Lieferkette wahrzunehmen und aktive Maßnahmen zur Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards zu ergreifen. Basierend auf den gesetzlichen Vorgaben aus dem Gesetz über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten entsteht ein praktischer Bedarf, traditionelle Ansätze zu überdenken und moderne Strategien zu implementieren. Die Transformation von reaktiven zu proaktiven Maßnahmen ist unerlässlich, um den neuen gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden und nachhaltige Geschäftsbeziehungen zu sichern.
Traditioneller Ansatz: Früher haben viele Unternehmen Compliance als eine Pflichtübung betrachtet, die hauptsächlich darauf abzielte, gesetzlichen Mindestanforderungen zu genügen. Der Fokus lag oft auf der direkten Lieferkette, ohne tiefere Ebenen oder Sub-Lieferanten zu berücksichtigen. Werkzeuge wie sporadische Lieferantenaudits und einfache Vertragsklauseln wurden eingesetzt, um grundlegende Standards sicherzustellen. Diese reaktiven Ansätze führten jedoch häufig zu unzureichender Transparenz und einem erhöhten Risikomanagement, die erst nachträglich entdeckt wurden. Herausforderungen wie mangelnde Kontrolle über Arbeitsbedingungen oder Umweltpraktiken bei Sub-Lieferanten blieben weitgehend unadressiert, was zu Reputationsschäden und rechtlichen Konsequenzen führen konnte.
Supply Chain Due Diligence: Mit dem modernen Ansatz des proaktiven Risikomanagements setzen Unternehmen auf umfassende Strategien zur Einhaltung der Sorgfaltspflichten. Durch die Implementierung von fortschrittlichen Technologien wie digitalen Risikomanagement-Plattformen werden Lieferketten transparent und durchgängig überwacht. Unternehmen führen detaillierte Risikoanalysen durch, die menschenrechtliche und umweltbezogene Faktoren einbeziehen, und etablieren kontinuierliche Monitoring-Prozesse. Die Lieferantenentwicklung wird durch Schulungen und Kapazitätsaufbau gestärkt, um gemeinsame Standards zu erreichen. Praktische Vorteile dieses Ansatzes sind die Reduzierung von Compliance-Risiken, die Verbesserung der Lieferantenbeziehungen und die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit durch nachhaltige Geschäftspraktiken.
Ein mittelständischer Automobilzulieferer hat als Reaktion auf das Lieferkettengesetz ein umfassendes Supply Chain Due Diligence Programm eingeführt. Durch den Einsatz einer spezialisierten Software wurden alle 250 Lieferanten hinsichtlich menschenrechtlicher und umweltbezogener Risiken bewertet. Innerhalb eines Jahres konnten 95% der Lieferanten in Risikokategorien eingestuft und entsprechende Präventionsmaßnahmen eingeleitet werden. Durch gezielte Schulungen und Entwicklungsprogramme verbesserte sich die Compliance-Quote bei Lieferanten um 30%. Zudem wurde die Zahl der Lieferanten mit hohem Risiko um 50% reduziert, was zu einer signifikanten Minimierung potenzieller Haftungsrisiken führte.
Das Lieferkettengesetz stellt Unternehmen vor komplexe Herausforderungen, bietet aber auch Chancen für eine nachhaltigere Geschäftsentwicklung. Der Erfolg in der Umsetzung hängt maßgeblich von digitalen Lösungen, transparenten Prozessen und einer engen Zusammenarbeit mit Lieferanten ab. Unternehmen, die proaktiv handeln und die gesetzlichen Anforderungen als strategische Chance begreifen, können nicht nur rechtliche Risiken minimieren, sondern auch ihre Marktposition stärken und einen wertvollen Beitrag zu nachhaltigen globalen Lieferketten leisten.