Einkaufslexikon
Dual Sourcing: Definition, Strategien und Anwendung im Einkauf
November 19, 2025
Dual Sourcing ist eine strategische Beschaffungsansatz, bei dem Unternehmen bewusst zwei Lieferanten für dasselbe Produkt oder dieselbe Dienstleistung einsetzen. Diese Methode reduziert Abhängigkeiten, erhöht die Versorgungssicherheit und schafft Verhandlungsspielräume. Erfahren Sie im Folgenden, was Dual Sourcing genau bedeutet, wie es funktioniert und welche Vorteile und Risiken damit verbunden sind.
Key Facts
- Dual Sourcing nutzt genau zwei Lieferanten für identische Produkte oder Dienstleistungen
- Reduziert Lieferrisiken um bis zu 60% gegenüber Single Sourcing
- Ermöglicht kontinuierliche Preisvergleiche und Verhandlungsvorteile
- Erfordert höheren Managementaufwand als Single Sourcing
- Besonders geeignet für kritische Materialien und strategische Komponenten
Inhalt
Was ist Dual Sourcing?
Dual Sourcing bezeichnet eine Beschaffungsstrategie, bei der Unternehmen bewusst zwei Lieferanten für identische Produkte, Materialien oder Dienstleistungen auswählen und parallel nutzen.
Kernmerkmale des Dual Sourcing
Die Strategie zeichnet sich durch mehrere charakteristische Eigenschaften aus:
- Exakt zwei aktive Lieferanten pro Produktkategorie
- Aufteilung der Bestellmengen zwischen beiden Partnern
- Kontinuierliche Leistungsbewertung und -vergleich
- Flexible Mengenverteilung je nach Bedarf und Performance
Dual Sourcing vs. andere Sourcing-Strategien
Im Vergleich zu Single Sourcing bietet Dual Sourcing mehr Sicherheit, während es gegenüber Multiple Sourcing weniger komplex ist. Die Strategie kombiniert Risikominimierung mit überschaubarem Managementaufwand.
Bedeutung von Dual Sourcing im Einkauf
Dual Sourcing spielt eine zentrale Rolle in der modernen Beschaffungsstrategie. Es unterstützt die Versorgungssicherheit und ermöglicht gleichzeitig kontinuierliche Kostenoptimierung durch Wettbewerb zwischen den Lieferanten.
Vorgehen: So funktioniert Dual Sourcing
Die erfolgreiche Implementierung von Dual Sourcing erfordert eine strukturierte Herangehensweise und klare Prozesse.
Lieferantenauswahl und -qualifikation
Der erste Schritt umfasst die sorgfältige Auswahl geeigneter Lieferanten. Beide Partner müssen vergleichbare Qualitätsstandards erfüllen und ähnliche Kapazitäten aufweisen.
- Durchführung einer umfassenden Marktanalyse
- Bewertung der Lieferantenfähigkeiten und -kapazitäten
- Prüfung der geografischen und technologischen Diversifikation
Mengenaufteilung und Vertragsgestaltung
Die strategische Verteilung der Bestellmengen erfolgt basierend auf definierten Kriterien wie Leistung, Kosten und Risikobewertung. Typische Aufteilungen reichen von 50:50 bis 70:30.
Performance-Monitoring und Steuerung
Kontinuierliches Benchmarking zwischen beiden Lieferanten ermöglicht datenbasierte Entscheidungen zur Mengenverteilung und Leistungsoptimierung.

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Wichtige KPIs und Zielgrößen
Die Erfolgsmessung von Dual Sourcing erfordert spezifische Kennzahlen, die sowohl operative als auch strategische Aspekte abdecken.
Lieferperformance-Kennzahlen
Zentrale Metriken zur Bewertung der Lieferantenleistung umfassen Liefertreue, Qualitätsrate und Reaktionszeiten. Diese werden kontinuierlich zwischen beiden Partnern verglichen.
- On-Time-Delivery-Rate (OTDR) pro Lieferant
- Qualitätsindex und Reklamationsquote
- Flexibilität bei Mengenänderungen
Kosteneffizienz-Indikatoren
Die Kostenbewertung erfolgt über Total Cost of Ownership (TCO) und berücksichtigt neben Einkaufspreisen auch Transaktions- und Managementkosten.
Risikominimierung-Metriken
Spezielle KPIs messen die Effektivität der Risikoreduktion durch Dual Sourcing, einschließlich Versorgungssicherheit und Ausfallwahrscheinlichkeiten.
Risiken, Abhängigkeiten und Gegenmaßnahmen
Trotz seiner Vorteile birgt Dual Sourcing spezifische Risiken, die durch geeignete Maßnahmen minimiert werden können.
Erhöhte Komplexität und Kosten
Die Verwaltung zweier Lieferanten erfordert mehr Ressourcen als Single Sourcing. Höhere Transaktionskosten und komplexere Koordination können die Effizienz beeinträchtigen.
- Standardisierung der Kommunikationsprozesse
- Einsatz digitaler Plattformen zur Lieferantensteuerung
- Klare Definition von Verantwortlichkeiten
Informationssicherheit und Vertraulichkeit
Die Zusammenarbeit mit zwei Lieferanten erhöht das Risiko von Informationslecks und erschwert die Wahrung von Geschäftsgeheimnissen.
Qualitätsschwankungen zwischen Lieferanten
Unterschiedliche Qualitätsstandards können zu Problemen in der Produktion führen. Regelmäßige Abnahmekriterien und einheitliche Spezifikationen sind essentiell für die Risikominimierung.
Praxisbeispiel
Ein Automobilhersteller implementiert Dual Sourcing für kritische Elektronikkomponenten. Das Unternehmen wählt einen deutschen und einen asiatischen Lieferanten aus, um sowohl Kostenvorteile als auch Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Die Mengenverteilung erfolgt zunächst 60:40, wobei der deutsche Partner aufgrund kürzerer Lieferwege bevorzugt wird. Durch kontinuierliches Benchmarking kann das Unternehmen Preise um 12% reduzieren und gleichzeitig die Liefersicherheit auf 99,2% steigern.
- Auswahl komplementärer Lieferanten mit unterschiedlichen Stärken
- Flexible Mengenverteilung basierend auf aktueller Performance
- Regelmäßige Leistungsbewertung und Anpassung der Strategie
Aktuelle Entwicklungen und Auswirkungen
Dual Sourcing entwickelt sich kontinuierlich weiter und wird durch neue Technologien und Marktanforderungen geprägt.
Digitalisierung und KI-Integration
Moderne Technologien revolutionieren das Dual Sourcing Management. KI im Einkauf ermöglicht automatisierte Lieferantenbewertungen und optimierte Mengenverteilungen basierend auf Echtzeitdaten.
Nachhaltigkeit und ESG-Kriterien
Unternehmen integrieren zunehmend Nachhaltigkeitskriterien in ihre Dual Sourcing Strategien. Dies führt zu einer bewussteren Lieferantenauswahl und verstärkter Fokussierung auf regionale Partner.
Supply Chain Resilience
Die COVID-19-Pandemie hat die Bedeutung von Supply Chain Resilience Management verstärkt. Dual Sourcing wird vermehrt als Instrument zur Krisenvorsorge eingesetzt, wobei geografische Diversifikation an Bedeutung gewinnt.
Fazit
Dual Sourcing stellt eine ausgewogene Beschaffungsstrategie dar, die Versorgungssicherheit mit kontrollierbarer Komplexität verbindet. Die Methode eignet sich besonders für kritische Materialien und ermöglicht kontinuierliche Kostenoptimierung durch Lieferantenwettbewerb. Erfolgreiche Implementierung erfordert strukturiertes Vorgehen, klare KPIs und digitale Unterstützung. In einer zunehmend volatilen Geschäftswelt wird Dual Sourcing als strategisches Instrument zur Risikominimierung an Bedeutung gewinnen.
FAQ
Was unterscheidet Dual Sourcing von Multiple Sourcing?
Dual Sourcing beschränkt sich bewusst auf genau zwei Lieferanten, während Multiple Sourcing drei oder mehr Partner einbezieht. Dies reduziert die Komplexität und Managementkosten, bietet aber weniger Diversifikation als Multiple Sourcing.
Wann ist Dual Sourcing die optimale Strategie?
Dual Sourcing eignet sich besonders für kritische Materialien mit mittlerem bis hohem Beschaffungsvolumen, bei denen Versorgungssicherheit wichtiger ist als maximale Kostenreduktion. Es ist ideal für standardisierte Produkte mit mehreren qualifizierten Lieferanten am Markt.
Wie erfolgt die optimale Mengenaufteilung zwischen den Lieferanten?
Die Mengenverteilung basiert auf Performance-Kriterien wie Qualität, Liefertreue, Preis und Flexibilität. Typische Aufteilungen reichen von 50:50 bis 80:20, abhängig von strategischen Zielen und aktueller Lieferantenleistung.
Welche Kosten entstehen durch Dual Sourcing?
Zusätzliche Kosten umfassen höhere Transaktionskosten, erweiterte Qualitätssicherung, komplexere Logistik und intensiveres Lieferantenmanagement. Diese werden oft durch bessere Verhandlungsposition und reduzierte Ausfallrisiken kompensiert.





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