Activity Based Costing ist eine Kostenrechnungsmethode, die Gemeinkosten verursachungsgerecht auf Basis der tatsächlich durchgeführten Aktivitäten den Kostenstellen zuordnet. Für den Einkauf ermöglicht diese Methode eine präzisere Bewertung der wahren Beschaffungskosten und hilft bei der Identifikation von Kostentreibern in Beschaffungsprozessen.
Beispiel: Ein Automobilzulieferer wendet ABC an und ermittelt, dass bei der Beschaffung von C-Teilen pro Bestellung durchschnittlich 105 Euro Prozesskosten entstehen, die sich aus 45 Minuten Arbeitszeit (67,50 Euro), IT-Systemen (25 Euro) und Qualitätssicherung (12,50 Euro) zusammensetzen.
Activity Based Costing (ABC), auf Deutsch Aktivitätenbasierte Kostenrechnung, ist ein Verfahren zur präzisen Erfassung und Verteilung von Gemeinkosten auf Produkte, Dienstleistungen oder Kunden. Im Gegensatz zu traditionellen Kostenrechnungsansätzen, die Kosten pauschal verteilen, analysiert ABC die tatsächlichen Aktivitäten, die Ressourcen verbrauchen, und ordnet die Kosten diesen Aktivitäten zu. Dies ermöglicht eine genauere Darstellung der Kostenstruktur und unterstützt Unternehmen dabei, Kostentreiber zu identifizieren und Kosten effizienter zu steuern.
Im Einkauf ermöglicht Activity Based Costing eine detaillierte Analyse der Beschaffungskosten, indem es die Kosten einzelner Einkaufsaktivitäten sichtbar macht. Durch diese Transparenz können Einkäufer ineffiziente Prozesse identifizieren, versteckte Kosten aufdecken und gezielte Maßnahmen zur Kostensenkung ergreifen. ABC unterstützt zudem bei der Bewertung von Lieferanten, indem es die tatsächlichen Prozesskosten berücksichtigt und so fundierte Entscheidungen für strategische Partnerschaften ermöglicht.
Die Prozesskostenrechnung hat sich aus der Notwendigkeit entwickelt, Kostenstrukturen detaillierter zu analysieren, um den steigenden Anforderungen moderner Unternehmen gerecht zu werden. Basierend auf der theoretischen Grundlage, die die traditionelle Kostenrechnung liefert, zeigt sich in der Praxis häufig, dass eine genaue Zuordnung der Gemeinkosten zu den verursachenden Prozessen fehlt. Dies führt zu Verzerrungen in der Produktkalkulation und erschwert fundierte Entscheidungsfindungen. Daher besteht ein zunehmender Bedarf, von traditionellen Methoden zu einem präziseren, prozessorientierten Ansatz zu wechseln.
Traditioneller Ansatz: In der traditionellen Kostenrechnung werden Kosten hauptsächlich auf Kostenstellen und Kostenträger verteilt, oft mithilfe von Zuschlags- und Verteilungsschlüsseln. Praktisch bedeutet dies, dass Gemeinkosten proportional zu direkten Kosten oder anderen Basiswerten zugeordnet werden. Dieses Vorgehen nutzt Werkzeuge wie die Kostenartenrechnung, Kostenstellenrechnung und Kostenträgerrechnung. Ein zentrales Merkmal ist die Einfachheit und Standardisierung des Prozesses. Allerdings ergeben sich erhebliche Einschränkungen, da komplexe Produktionsprozesse und indirekte Kosten nicht adäquat abgebildet werden. Dies führt zu Ungenauigkeiten in der Kostenverteilung und kann ineffiziente Bereiche verschleiern, was die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens beeinträchtigt.
Activity-Based Costing: Der moderne Ansatz der Prozesskostenrechnung, bekannt als Activity-Based Costing, revolutioniert die Umsetzung durch eine detaillierte Analyse aller betrieblichen Aktivitäten. Anstatt Kosten pauschal zu verteilen, werden sie direkt basierend auf den tatsächlichen Prozessen und deren Kostentreibern zugeordnet. Innovative Technologien wie umfangreiche ERP-Systeme und spezielle Softwarelösungen ermöglichen es, Daten präzise zu erfassen und zu analysieren. Dies führt zu einer besseren Transparenz der Kostenstrukturen und fördert effizientere Entscheidungen. Praktische Vorteile sind unter anderem die Identifikation von ineffizienten Prozessen, zielgerichtete Kosteneinsparungen und eine gesteigerte Flexibilität in der Preisgestaltung. Insgesamt erhöht dieser Ansatz die Wettbewerbsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit des Unternehmens in dynamischen Märkten.
Ein bedeutender Automobilzulieferer implementierte Activity-Based Costing, um seine komplexen Produktionsprozesse besser zu verstehen und Kosten zu optimieren. Durch die detaillierte Erfassung der Prozessschritte und deren spezifischen Kostentreiber konnten unwirtschaftliche Aktivitäten identifiziert werden. Innerhalb des ersten Jahres führte dies zu einer Reduktion der Gemeinkosten um 12% und steigerte die Profitabilität neuer Produktlinien um 8%. Zusätzlich ermöglichte die gewonnene Transparenz effizientere Verhandlungstechniken mit Lieferanten und eine bessere Ressourcenallokation, was langfristig die Marktposition des Unternehmens stärkte.
Activity Based Costing ist ein unverzichtbares Instrument für eine präzise Kostenzuordnung und strategische Entscheidungsfindung im modernen Einkauf. Trotz anfänglicher Implementierungsherausforderungen ermöglicht die Methode eine deutlich genauere Kostentransparenz als traditionelle Verfahren. Durch die zunehmende Digitalisierung und KI-Integration wird ABC noch effizienter und aussagekräftiger, was eine optimierte Steuerung von Beschaffungsprozessen und fundierte Make-or-Buy-Entscheidungen ermöglicht. Der langfristige Nutzen durch verbesserte Kostenkontrolle und strategische Einkaufsentscheidungen überwiegt dabei deutlich den initialen Aufwand.