Lagerkennzahlen sind quantitative Messgrößen zur Bewertung und Steuerung der Lagerleistung, wie Lagerumschlag, Reichweite oder Servicegrad. Sie ermöglichen dem Einkauf eine effektive Bestandsoptimierung und liefern wichtige Entscheidungsgrundlagen für die Beschaffungsstrategie.
Beispiel: Ein Automobilzulieferer verbessert durch monatliches Monitoring seiner Lagerkennzahlen den Lagerumschlag von 6 auf 8 pro Jahr und reduziert gleichzeitig die durchschnittliche Lagerdauer von 60 auf 45 Tage, was zu einer Kosteneinsparung von 120.000 Euro im Jahr führt.
Lagerkennzahlen sind messbare Größen, die Aufschluss über die Leistung, Effizienz und Effektivität von Lagerprozessen geben. Sie dienen dazu, verschiedene Aspekte der Lagerhaltung zu quantifizieren, wie z.B. Bestandsumschlag, Lagerkosten und Lieferbereitschaft. Durch die systematische Erfassung und Auswertung dieser Kennzahlen können Unternehmen die Leistungsfähigkeit ihres Lagers bewerten und Optimierungspotenziale identifizieren.
Für den Einkauf sind Lagerkennzahlen entscheidend, um Bestellmengen und -zeitpunkte optimal zu planen. Sie ermöglichen eine fundierte Bedarfsermittlung und helfen, Überbestände oder Engpässe zu vermeiden. Durch die Analyse von Lagerkennzahlen können Einkäufer Entscheidungsgrundlagen für Lieferantenverhandlungen schaffen und die Versorgungssicherheit gewährleisten.
Die Umschlagshäufigkeit misst, wie oft der durchschnittliche Lagerbestand innerhalb eines bestimmten Zeitraums verkauft oder verbraucht wird. Sie ist ein zentrales Instrument, um die Lagerleistung zu bewerten und Lagerbestände effizient zu steuern.
Situation: Ein Unternehmen verzeichnet im Jahr einen Wareneinsatz von 600.000 € und hält einen durchschnittlichen Lagerbestand von 150.000 €.
Berechnung der Umschlagshäufigkeit:
Umschlagshäufigkeit = Wareneinsatz / durchschnittlicher Lagerbestand
Umschlagshäufigkeit = 600.000 € / 150.000 € = 4
Das bedeutet, dass der Lagerbestand des Unternehmens viermal im Jahr komplett umgeschlagen wird.
Interpretation:
Eine Umschlagshäufigkeit von 4 zeigt, dass die Waren durchschnittlich alle drei Monate verkauft oder verbraucht werden. Ziel kann es sein, diese Häufigkeit zu erhöhen, um Lagerkosten zu reduzieren und die Kapitalbindung zu senken.
Maßnahmen zur Verbesserung:
→ Präzise Bestandsführung: Implementierung eines exakten Bestandsmanagement-Systems für verlässliche Umschlagskennzahlen
→ Dynamische Bestellpolitik: Flexible Anpassung der Bestellmengen basierend auf Umschlagshäufigkeit und Marktbedingungen
→ Lieferantenintegration: Enge Abstimmung mit Zulieferern für optimierte Lieferrhythmen und reduzierte Sicherheitsbestände
→ Saisonale Schwankungen: Berücksichtigung von Nachfrageschwankungen bei der Interpretation der Umschlagshäufigkeit
→ Produktkomplexität: Unterschiedliche Umschlagsgeschwindigkeiten verschiedener Artikelgruppen erschweren einheitliche Strategien
→ Servicegrad-Balance: Optimierung der Umschlagshäufigkeit bei gleichzeitiger Sicherstellung der Lieferfähigkeit
Zukunftstrends und strategische Implikationen:
"Die Integration von KI-gestützten Prognosemodellen wird die Bestandsoptimierung revolutionieren."
→ Predictive Analytics für präzisere Bedarfsprognosen
→ Automatisierte Bestandsoptimierung durch Machine Learning
→ Echtzeitüberwachung der Umschlagskennzahlen
→ Digital Twin-Konzepte für Lagerbestandssimulationen
Lagerkennzahlen, insbesondere die Umschlagshäufigkeit, sind unverzichtbare Steuerungsinstrumente für ein effizientes Bestandsmanagement. Sie ermöglichen eine präzise Bewertung der Lagerleistung und bilden die Grundlage für strategische Entscheidungen im Einkauf. Durch die systematische Erfassung und Analyse dieser Kennzahlen, kombiniert mit modernen Technologien wie KI und Predictive Analytics, können Unternehmen ihre Lagerprozesse kontinuierlich optimieren und Kosten senken. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Balance zwischen hoher Umschlagshäufigkeit und ausreichender Lieferbereitschaft.