Die Bestellpolitik umfasst alle Regeln und Strategien zur systematischen Planung und Durchführung von Bestellvorgängen hinsichtlich Zeitpunkt, Menge und Häufigkeit. Sie ermöglicht dem Einkauf die optimale Balance zwischen Versorgungssicherheit und Kosteneffizienz bei gleichzeitiger Minimierung von Lagerbeständen.
Beispiel: Ein Automobilzulieferer wendet für A-Teile eine verbrauchsgesteuerte Bestellpolitik an, bei der automatisch eine Bestellung von 1.000 Stück ausgelöst wird, sobald der Lagerbestand unter 250 Einheiten fällt, wodurch die Lieferzeit von 5 Werktagen optimal überbrückt wird.
Die Bestellpolitik umfasst die strategischen Entscheidungen und Richtlinien, die den Bestellprozessoptimierung in einem Unternehmen steuern. Sie legt fest, wie oft Bestellungen aufgegeben werden, in welchen Mengen bestellt wird und welche Kriterien für die Auswahl der Lieferanten gelten. Eine gut definierte Bestellpolitik trägt dazu bei, Lagerbestände zu optimieren, Lieferzeiten zu verkürzen und Kosten zu senken.
Für Einkäufer ist die Bestellpolitik von zentraler Bedeutung, da sie direkt die Effizienz des Beschaffungsprozess beeinflusst. Eine effektive Bestellpolitik kann folgende Vorteile bieten:
Es gibt verschiedene Strategien, die Unternehmen bei der Gestaltung ihrer Bestellpolitik berücksichtigen können:
Die Just-in-Time-Strategie zielt darauf ab, Bestellungen genau dann aufzugeben, wenn sie benötigt werden, um Lagerbestände zu minimieren. Dies reduziert Lagerkosten und das Risiko von Überbeständen, erfordert jedoch eine hohe Zuverlässigkeit der Lieferanten.
Die EOQ-Methode berechnet die optimale Bestellmenge, die die Gesamtkosten von Bestell- und Lagerhaltungskosten minimiert. Die Formel berücksichtigt Faktoren wie Bestellkosten, Lagerhaltungskosten und die jährliche Nachfrage.
Bei der Batch-Bestellung werden Waren in größeren Mengen bestellt, um von Mengenrabatten zu profitieren und die Anzahl der Bestellungen zu reduzieren. Diese Strategie kann jedoch zu höheren Lagerbeständen führen.
Hierbei werden Bestellungen in festen Intervallen aufgegeben, unabhängig vom aktuellen Lagerbestand. Diese Methode ist einfach umzusetzen, kann jedoch zu Schwankungen im Lagerbestand führen.
Die Optimierung der Bestellpolitik ist entscheidend, um die Effizienz des Beschaffungsprozesses zu steigern und Kosten zu senken. Folgende Methoden können dabei helfen:
Durch die Analyse der historischen Verbrauchsdaten können Trends und Muster erkannt werden, die bei der Planung zukünftiger Bestellungen helfen.
Moderne Einkaufssoftware und ERP-Systeme können den Bestellprozess automatisieren, Bestellmengen berechnen und Bestellzyklen optimieren.
Eine enge Zusammenarbeit mit zuverlässigen Lieferanten ermöglicht eine flexiblere Bestellpolitik und schnellere Reaktionszeiten bei Bedarfsschwankungen.
Neben JIT kann auch eine Just-in-Case-Strategie sinnvoll sein, bei der ein Sicherheitsbestand gehalten wird, um unerwartete Nachfragespitzen oder Lieferverzögerungen abzufangen.
Aufbauend auf der theoretischen Grundlage der Bestellpolitik, die die optimale Gestaltung des Bestellwesens definiert, wird in der Praxis eine flexible und effiziente Umsetzung immer bedeutender. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Bestellprozesse an volatile Märkte und steigende Kundenerwartungen anzupassen. Die Transformation von traditionellen zu modernen Ansätzen ist notwendig, um Kosten zu senken, Lieferzeiten zu verkürzen und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Traditioneller Ansatz: In der klassischen Bestellpolitik wurden Bestellungen oft nach festen Zeitintervallen oder starren Bestellpunkten ausgelöst. Unternehmen nutzen dabei einfache Verfahren wie das Bestellpunktverfahren, bei denen unabhängig von aktuellen Bedarfsschwankungen bestellt wurde. Die Werkzeuge waren meist manuelle oder einfache digitale Bestandslisten. Charakteristisch für diesen Ansatz sind hohe Sicherheitsbestände zur Absicherung gegen Unsicherheiten, was jedoch zu erhöhten Lagerkosten führt. Die Hauptlimitations lagen in der mangelnden Flexibilität und Reaktionsfähigkeit auf Marktveränderungen, was zu Überbeständen oder Lieferengpässen führen konnte.
Dynamic Ordering Policies: Moderne Bestellpolitik setzt auf dynamische und datengetriebene Ansätze. Durch den Einsatz von fortschrittlichen Technologien wie KI und Bedarfsanalyse werden Bedarfsprognosen präziser und Bestellungen können in Echtzeit an den tatsächlichen Bedarf angepasst werden. Innovativ ist die Integration von Verkaufsdaten, Marktanalyse und Lieferantenkapazitäten in die Entscheidungsprozesse. Die Verbesserungen zeigen sich in reduzierten Lagerbeständen, optimierten Bestellmengen und schnelleren Reaktionszeiten auf Nachfrageänderungen. Praktische Vorteile sind unter anderem die Senkung der Lagerkosten um bis zu 25 %, eine Erhöhung der Lieferfähigkeit und eine gesteigerte Kundenzufriedenheit.
Ein führendes E-Commerce-Unternehmen stellte von einem traditionellen Bestellverfahren auf eine dynamische Bestellpolitik um. Mittels Echtzeitdaten und automatisierter Bedarfsprognosen konnte es die Lagerumschlagshäufigkeit von 4 auf 8 pro Jahr verdoppeln. Die Lagerhaltungskosten reduzierten sich um 35 %, während die Produktverfügbarkeit auf 99 % stieg. Durch die schnellere Reaktion auf Trends sank die Zeit von der Nachfrageerkennung bis zur Produktverfügbarkeit um 50 %. Insgesamt führte die Umstellung zu einer Umsatzsteigerung von 20 % im ersten Jahr.
Die Bestellpolitik ist ein essenzieller Bestandteil des Beschaffungsprozesses für Einkäufer. Eine gut definierte und implementierte Bestellpolitik trägt maßgeblich zur Effizienzsteigerung, Kostenkontrolle und zur Stärkung der Geschäftsbeziehungen mit Lieferanten bei. Durch die klare Festlegung von Bestellprozessen, Bedingungen und rechtlichen Rahmenbedingungen können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Bestellungen reibungslos und im Einklang mit den Unternehmenszielen abgewickelt werden.
Die Nutzung von Mustern und Vorlagen erleichtert die Entwicklung einer konsistenten und professionellen Bestellpolitik. Zudem spielen technologische Lösungen eine immer wichtigere Rolle bei der Automatisierung und Optimierung des Bestellprozesses. Regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen der Bestellpolitik gewährleisten, dass sie stets den aktuellen Marktbedingungen und Unternehmensanforderungen entspricht.
Investieren Sie in die Entwicklung und Optimierung Ihrer Bestellpolitik, um langfristig Wettbewerbsvorteile zu sichern. Ein gut strukturierter Bestellprozess fördert nicht nur die Effizienz und Transparenz, sondern auch die Zufriedenheit Ihrer Lieferanten und Kunden. Mit den richtigen Strategien und Werkzeugen legen Sie die Grundlage für erfolgreiche und nachhaltige Geschäftsabschlüsse.