Bestandsmanagement umfasst die systematische Planung, Steuerung und Überwachung aller Materialbestände entlang der Lieferkette. Für den Einkauf ist es ein essentielles Instrument zur Optimierung der Kapitalbindung bei gleichzeitiger Sicherstellung der Versorgungssicherheit.
Beispiel: Ein Automobilzulieferer reduziert durch die Einführung eines ABC-XYZ-gesteuerten Bestandsmanagements seine durchschnittliche Lagerhaltung von 45 auf 28 Tage und senkt damit die Kapitalbindung um 2,3 Millionen Euro pro Jahr bei gleichbleibender Lieferfähigkeit von 98%.
Bestandsmanagement bezeichnet die Planung, Steuerung und Kontrolle von Lagerbeständen innerhalb eines Unternehmens. Ziel ist es, die optimale Menge an Waren und Materialien vorzuhalten, um eine reibungslose Produktion und Lieferung zu gewährleisten. Dabei soll sowohl eine Überlagerung als auch ein Mangel vermieden werden. Ein effizientes Bestandsmanagement minimiert Lagerkosten und maximiert die Lieferfähigkeit, indem es den Bestand an die tatsächliche Nachfrage anpasst.
Im Einkauf spielt das Bestandsmanagement eine zentrale Rolle, da es direkt die Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit beeinflusst. Durch ein effektives Bestandsmanagement kann der Einkauf Lieferengpässe vermeiden, die Kapitalbindung reduzieren und die Zufriedenheit von Kunden und internen Abteilungen steigern. Es ermöglicht eine präzisere Planung und verbessert die Verhandlungsposition gegenüber Lieferanten durch fundierte Bedarfsanalysen.
Im Bestandsmanagement werden Methoden eingesetzt, um Lagerbestände effizient zu steuern und Kosten zu minimieren. Ein zentrales Instrument ist die Berechnung der optimalen Bestellmenge mittels der Andler-Formel, die hilft, Bestell- und Lagerhaltungskosten ins Gleichgewicht zu bringen.
Berechnung der optimalen Bestellmenge mit der Andler-Formel:
Gegeben:
Andler-Formel:
\[ Q* = \sqrt{\frac{2 \times B \times K}{h}} \]
Berechnung:
\[ Q* = \sqrt{\frac{2 \times 12.000 \times 100}{5}} \]
\[ Q* = \sqrt{\frac{2.400.000}{5}} \]
\[ Q* = \sqrt{480.000} \]
\[ Q* \approx 692,82 \]
Interpretation:
Das Unternehmen sollte pro Bestellung rund 693 Einheiten ordern, um die Gesamtkosten aus Bestell- und Lagerhaltungskosten zu minimieren. Diese optimale Bestellmenge ermöglicht eine effiziente Lagerhaltung und reduziert unnötige Ausgaben.
→ Präzise Bedarfsplanung: Entwicklung genauer Prognosemethoden zur Vermeidung von Über- und Unterbeständen
→ Digitale Integration: Implementierung eines durchgängigen Bestandsmanagementsystems mit Echtzeitdaten
→ Lieferantenkoordination: Enge Abstimmung mit Zulieferern für optimierte Bestellzyklen und Lieferzeiten
→ Volatilität: Schwankende Marktbedingungen erschweren präzise Bestandsplanung
→ Komplexitätsmanagement: Steigende Artikelvielfalt und unterschiedliche Bestandsanforderungen
→ Kostenoptimierung: Balance zwischen Bestandskosten und Lieferservicegrad
Zukunftstrends im Bestandsmanagement:
"Die Digitalisierung revolutioniert das klassische Bestandsmanagement durch KI-gestützte Prognosen und automatisierte Nachbestellprozesse."
→ Predictive Analytics für Bedarfsprognosen
→ IoT-basierte Bestandsüberwachung
→ Blockchain für transparente Lieferketten
→ Machine Learning für dynamische Bestellmengenoptimierung
→ Investitionen in digitale Technologien zur Prozessautomatisierung
→ Aufbau von Data Analytics Kompetenzen im Einkaufsteam
→ Entwicklung flexibler Bestandsstrategien für verschiedene Produktkategorien
Effektives Bestandsmanagement ist für den Unternehmenserfolg unverzichtbar. Es optimiert nicht nur Lagerbestände und minimiert Kosten, sondern sichert auch die Wettbewerbsfähigkeit durch verbesserte Lieferbereitschaft. Die Integration moderner Technologien wie KI und Predictive Analytics ermöglicht dabei eine präzisere Bedarfsplanung und automatisierte Prozesse. Entscheidend für die Zukunft sind die kontinuierliche Digitalisierung des Bestandsmanagements sowie die enge Abstimmung mit Lieferanten, um flexibel auf Marktveränderungen reagieren zu können.